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Dienstag, 15. Dezember 2020

Sowjetzirkus

 

Kiew vor 1965


Die Circuskunst genoss in der Sowjetunion hohes Ansehen und der Staatszirkus unterhielt in allen großen Städten repräsentative Circusgebäude, die den staatlichen Theatern und Opernhäusern in ihrer Bedeutung für die kulturelle Versorgung der Bevölkerung gleichgestellt waren. Die Architekten hatten insbesondere in den 1960er und 70er Jahren beim Bau neuer Circusse bisweilen vergleichsweise freie Hand und es entstanden Bauten, deren Architektur in vielen Fällen auch heute noch sehr modern, mitunter futuristisch wirkt. Einige dieser anspruchsvollen Entwürfe wurden dabei gleich für neue Bauten in mehreren Städten verwendet. Viele der zu ihrer Entstehungszeit hochmodernen Circusse auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion haben dabei durchaus historische Wurzeln – darunter die hölzernen Circusbauten der russischen Circus-Pioniere Dimitri und Akim Nikitin.

Während die vielen erstklassigen russischen Circusplakate der 1960er bis 70er Jahre in ihrer graphischen Qualität den weit bekannteren Exemplaren der „Polnischen Schule der Plakatkunst“ zumindest ebenbürtig sind, sind die Titel der gefalteten Programmzettel in der Regel einfach gestaltet. Der Einfallsreichtum der Grafiker verleiht ihnen trotzdem einen ganz besonderen unverwechselbaren Charme.

Kharkov, vermutl. frühe 1970er

Rjasan

Novokusnezk 1975


Freitag, 20. November 2020

Relikte

 

Programm 2011 (Elena Sapojkova)


Nur eine Hand voll der erhaltenen Circusbauten des 19. Jahrhunderts dienen bis in die Gegenwart vorwiegend ihrem ursprünglichen Zweck, darunter der Cirque d'Hiver in Paris und der Petersburger Circus.

Der 1852 eröffnete Cirque Napoleon wurde von dem berühmten aus Köln stammenden Architekten „Jaques“ Hittorff entworfen. Seit 1934 ist das 1870 in Cirque d'Hiver umbenannte Gebäude im Besitz der Familie Bouglione, die hier auch noch im 21. Jahrhundert glanzvolle Programme im historischen Ambiente aufführt.

Mitte der 1870er Jahre wurde der prächtige Circus Ciniselli in Petersburg errichtet. Charles Magnus Hinné und sein Schwiegersohn Gaetano Ciniselli leiteten Mitte des 19. Jahrhunderts eine zwischenzeitlich als „Cirque du Paris“ firmierende Kunstreitergesellschaft. Zumeist gemeinsam, bisweilen getrennt, unternahmen sie ausgedehnte Tourneen, die bis nach Russland führten, wo sie großes Ansehen genossen. Ciniselli wurde im Zarenreich heimisch. In seinem Petersburger Bau präsentierte er erstklassige Reiter, Akrobaten und Manegenschauspiele nach dem Vorbild des Berliner Circus Renz.

Programm 2004 (Jean Desclozeaux)

Programm Leningrad 1974

Programm Leningrad 1973


Donnerstag, 19. November 2020

back to the roots

 

1996 (Astrid Engels)


In einigen Städten Europas haben sich im 19. Jahrhundert entstandene Circusgebäude bis heute erhalten, so in Amsterdam, Brüssel, Lissabon oder Stockholm. 
Besonders in der Nordhälfte Frankreichs entstanden stilvolle Circusse, von denen immerhin noch 8 existieren (Paris, Reims, Amiens, Douai, Chalons en Champagne, Troyes, Elbeuf und Valenciennes). Diese repräsentativen Circusbauten waren in der Regel von Beginn an vielseitig genutzte Aufführungsstätten, deren Nutzung für Circusvorstellungen oft immer mehr in den Hintergrund trat und schließlich fast ganz verschwand.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts entdeckte man den besonderen Reiz von Circusvorstellungen an diesen originären Orten wieder und initiierte vor allem in den Wintermonaten Veranstaltungen wie den mittlerweile fest etablierten und überaus erfolgreichen Weltweihnachtscircus in Amsterdam.

Reims


Das Scheweveninger „Circustheater“ hat nicht mehr viel mit dem
ursprünglichen Gebäude gemein und wird heute für Musicals genutzt.
 In den frühen 1980er Jahren wurde noch einmal versucht, einen
„Sommercircus“ zu etablieren.


Samstag, 31. Oktober 2020

Auf Sparflamme

 


Die obige, um 1920 gedruckte Handwerbung erzielte unter Einsatz von lediglich zwei Farben eine optimale Wirkung. 
Für ihre Plakatwerbung nutzten Circusse, die etwas auf sich hielten, jedoch i.d.R. repräsentative mehrfarbige Erzeugnisse. Großformatige farbige Circusplakate konnten dabei lange Zeit nur mit arbeits- und kostenintensiven lithographischen Verfahren hergestellt werden. Wer sparen wollte, musste sich mit einfacher ausgeführten Entwürfen zufrieden geben, die mit geringerem Aufwand, d.h. vor allem weniger Farben und damit weniger Steinen bzw. Zinkdruckplatten, gedruckt werden konnten. Trotz der Vielzahl „Lithografischer Anstalten“ unterschiedlichster Größe setzten die meisten der das Unterhaltungsgewerbe beliefernden Druckereien jedoch ganz offensichtlich auf Qualität.

In vielen Ländern gab es allerdings auch Mitbewerber, die vornehmlich auf Kunden mit geringem Werbe-Budget spezialisiert waren. Ein Beispiel hierfür war die in den 1930er Jahren vor allem für Circusse sowie Zauberer und andere Artisten tätige Pariser Druckerei Harfort mit ihren oft durchaus wirkungsvollen und bisweilen recht originellen Plakaten einfacher Ausführung wie die drei folgenden. Zwischenzeitlich belieferte Harfort auch so renommierte Unternehmen wie den Cirque d'Hiver, für den das vielleicht ansprechendste Plakat der Druckerei vor dem Krieg entstand. Nach dem Krieg druckte Harfort weiterhin für Zauberer und andere Unterhaltungskünstler, in erster Linie aber Werbe- und Filmplakate. 


1938

Der grobe, eindringliche Stil dieses Plakats aus dem Jahr 1930
 unterscheidet sich völlig von dem, was in jenen Jahren andere
 europäische Druckereien lieferten. Auch aus diesem "augen-
fälligen" Grund dürfte es seinen Zweck erfüllt haben.
(Plakatsammlung der Stiftung Zauberkunst)

... ein Plakat billigster Machart aus den frühen 30ern


Dienstag, 27. Oktober 2020

Fifties

 

Hollywood lässt grüßen: Der Stil der 50er (M. C. Eivrart)

In den 1950er Jahren setzte sich die Entwicklung hin zu einer größeren Vielfalt fort, wenngleich „herkömmliche“ Circusplakate in ihren jeweiligen nationalen Ausprägungen weiterhin das Bild bestimmten. Dass sich, wie in den Jahrzehnten zuvor, grafische Moden und Entwicklungen insbesondere auf Circusplakaten und Programmcovern stationärer Circusse widerspiegelten, kommt nicht von ungefähr. Sie waren Teil des großstädtischen Unterhaltungsangebots, konkurrierten mit Revuen, Varietés, Cabarets oder Boulevard-Theatern und glichen sich diesen in ihrer Außenwirkung an. Insbesondere die Programmtitel des Pariser Circus Medrano zierte häufig gehobene Gebrauchsgrafik ihrer Zeit.
Daneben setzte sich vor allem in Skandinavien der Trend zu einem plakativen, fast naiv anmutenden originellen und farbenfrohen Stil fort, wie er auch bei diesem Entwurf für den französischen Circus Napoleon Rancy in Erscheinung tritt. Diese Art Plakate wies eine besondere heitere Grundstimmung auf, wie sie bereits vor dem Krieg nicht zuletzt vielen belgischen Plakaten zu eigen war und die sich – bei völlig anderer Stilistik – in den 50ern in vielen Ländern mehr oder weniger stark verbreitete.

Programmheft von 1959


1958


1951


Sonntag, 25. Oktober 2020

Forties

 
Schweizer "Plakat des Jahres 1946": Knie-Plakat von Hans Falk

In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg spiegelte sich in gebrauchsgrafischen Arbeiten eine ausgesprochene Aufbruchstimmung, die auch auf einigen Circusplakaten und -programmtiteln vor allem in Frankreich mit einer reduzierten Formensprache und vereinzelten Anleihen an Kunstrichtungen wie Kubismus und Fauvismus zu Tage trat.
Diese neuen und in den folgenden Dekaden weitergeführten Ansätze wirkten sich auf das Gros der Circusgrafik allerdings in den meisten Ländern kaum aus. So zierten in den 1940er und frühen 50er Jahren zwar beispielsweise in Großbritannien weiterhin oft qualitätvolle Illustrationen Plakate und Programmhefte, selten jedoch künstlerisch anspruchsvolle oder zumindest originelle Arbeiten wie die Entwürfe eines mit „Eddie“ signierenden Zeichners für Tom Arnold*. In der Folgezeit konnten die allermeisten Plakate britischer Circusse in jederlei Hinsicht nicht mehr überzeugen. 
Eine ganz andere Rolle spielte die ambitionierte Gestaltung von Circusplakaten hingegen in skandinavischen Ländern und der Schweiz. Hier kamen in den späten 1940er Jahren eigenständige, originelle, zumeist farbenfrohe-naive, dabei aber durchaus anspruchsvolle Arbeiten erstklassiger Grafiker auf, die sich in der Folgezeit neben herkömmlichen Plakaten behaupteten und hier bereits oft vorgestellt wurden.

1947

1949

Englischer Programmtitel im Stil der 1930er/ 40er Jahre (um 1948)
 

* Ein Beispiel zeigt der Post "Les Francesos".

Samstag, 24. Oktober 2020

Maigret und der Circus


Vor einem halben Jahrhundert war das Mitführen einer großen Menagerie noch angesagt ...

Schon öfter tauchten in diesem Blog Plakate und Programmtitel mit dem Namenszug des bekannten Schauspielers Jean Richard auf. Der große Tier- und Circusfreund, der von 1967 bis 1990 im Fernsehen den Kommissar Maigret verkörperte, präsentierte zwischenzeitlich drei große französische Circusse: Jean Richard sowie Unternehmen mit den traditionsreichen Namen Pinder und Medrano. Dabei nutzte der populäre Schauspieler nicht nur seinen Namen als werbeträchtige Gallionsfigur seiner Unternehmen. Richard trat auch immer wieder vor allem als Tiertrainer auf und hatte bereits vor seiner Karriere als bekannter Fernseh-Schauspieler intensive Erfahrungen mit dem Circusgeschäft gemacht. Einen ersten Circus unter seinem Namen betrieb er 1957 zusammen mit der Familie Gruss, wobei er im Programm Löwen und Elefanten vorführte und eine komische Nummer zeigte. Jean Richard war ein überaus beliebter Circusdirektor, der sich sehr um die Belange und das Wohlergehen seiner Belegschaft sowie der engagierten Artisten kümmerte.

Dieses Plakat aus den frühen 70ern lehnt sich eng
an einen älteren Entwurf von Antonin Magne an.



Entwurf des bekannten Plakatkünstlers Hergé Morvan. (1980)

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Blendwerk

 

Führer zur angegliederten Side-Show (1900)


Die Europa-Tournee des amerikanischen Riesen-Unternehmens „Barnum & Bailey“, der „größten Schaustellung der Erde“, in den Jahren 1898 bis 1902 hatte große Auswirkungen auf den europäischen Circus. Kritiker bemängelten eine „Amerikanisierung des Circuswesens“, vordergründig auf ihren Schauwert reduzierte Shows und einen Hang zum Gigantismus auf Kosten der künstlerischen Qualität. Tatsächlich waren insbesondere viele zu Beginn des 20. Jahrhunderts neu entstandene oder aus Menagerien hervorgegangene europäische Großcircusse stark von Barnum & Bailey beeinflusst, vor allem hinsichtlich der Betonung der Ausmaße ihrer Unternehmen, des Werbeaufwands und einzelner Aspekte der Inszenierungen. Andererseits fanden sie alle einen mehr oder weniger ausgeprägten eigenen Weg, zumal sich „The American Way“ beim europäischen Publikum nie wirklich durchsetzen konnte. 
Nichtsdestotrotz erlebte die alle Vorstellungen von einem Circusprogramm sprengende gewaltige Show einen ungeheuren Zuschauerzuspruch und erlangte eine Popularität, von der einige weniger bekannte Unternehmen der zweiten und dritten Reihe zu profitieren versuchten. So reisten beispielsweise die Brüder Court um 1930 als "Barnum's Circus". 

Der Menageriebesitzer Froese benannte bereits 1907 sein Unternehmen in „Barums große Karawanen-Menagerie“ um, aus der dann der bekannte Circus Barum hervorging. „Barum“ etablierte sich als eigener Name und genoss aufgrund seiner guten Programme ein Jahrhundert lang einen guten Ruf. 

Ein „Blender“ im wahrsten Wortsinne war hingegen Julius Gleich, der tatsächlich vorgab, mit seinem Unternehmen dem berühmten amerikanischen 3-Manegen-Circus zu entsprechen, ohne auch nur ansatzweise dessen künstlerische oder materielle Substanz aufweisen zu können und selbst für das Circusgewerbe sehr grenzwertige Reklamemethoden praktizierte. Um 1923 titulierte er seinen Circus sogar als „Europäischer Barnum & Bailey“. Eine Nummer kleiner hatten es fast vier Jahrzehnte später da schon die Brüder Francki mit ihrem „Barnum unter den Circussen Frankreichs“.

Programmtitel 1932

Plakat um 1960

Samstag, 17. Oktober 2020

Schwarze Panther


DDR-Filmplakat von Heinz Ebel (1966)


Während Leoparden schon seit einigen Jahren aus vielerlei Gründen weitestgehend aus den Circussen verschwunden sind, bildeten sie früher einen festen Bestandteil gemischter Raubtiergruppen. Die eindrucksvolle schwarze Farbvariante, der seltene „Schwarze Panther“, übte eine besondere Faszination auf das Publikum aus und wurde in der Werbung stets groß herausgestellt – insbesondere wenn mit den Tieren so sensationelle Dressurleistungen wie der Sprung von „Onyx“ in die Arme Gerd Simoneits oder der von Monica Farell vorgeführte Ritt eines Panthers auf einem Pferd gezeigt wurden. Als "unberechenbar", "besonders gefährlich" oder gar "verschlagen" wurden die Tiere in diesen Nummern nicht mehr präsentiert. Die Plakatgestalter hingegen stellten die "teuflische" Anmutung der Schwarzen Panther aus Reklamegründen bis zuletzt umso stärker heraus:


Toni Bernat

Aller (Carlo Alessandrini)


Freitag, 16. Oktober 2020

Uf Wiederluege

 
Der Schweizer Circus Nock war ein altes, in seiner Heimat bekanntes
und beliebtes Unternehmen. Bis in die 1970er Jahre zählte es aber nicht
 zu den "Großcircussen". Den familiären Charme, den der Circus noch in den
 1960er Jahren versprühte, vermittelt eindrucksvoll dieses von Celestino Piatti
illustrierte Bilderbuch aus dem Jahr 1967.

2019 stellte der Circus Nock, wie bereits zahlreiche traditionsreiche Circusunternehmen in den Jahren zuvor, seinen Betrieb ein. Die Rahmenbedingungen für einen praktikablen und rentablen Reisebetrieb sind in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend schlechter geworden und es wird seit geraumer Zeit immer schwieriger, die Zelte zu füllen. Dabei erliegt das Publikum, hat man es einmal für einen Besuch gewinnen können, weiterhin der Faszination des klassischen Circus, und gute, stimmungsvolle, mit Leidenschaft präsentierte Programme werden wie eh und je bejubelt. Vielleicht erlebt der Circus in Zukunft eine weitere Renaissance – verbunden mit dem Aufblühen ehemals so glanzvoller Namen wie Barum, Benneweis, Sarrasani, Pinder, Busch, … - und Nock.

Um 1980 war der Wandel zum "Großcircus" vollzogen
- auch wenn die Ausmaße des Chapiteaus und des
Wagenparks nicht die Dimensionen erreichten, die
 Mauro Colizzi in genre-typischer Übertreibung hier
in Szene gesetzt hat.


Programm- und Plakatmotiv 1988

Nock setzte früh auf gängige südeuropäische Plakatentwürfe,
 ließ, das große Vorbild Knie nachahmend, aber auch immer
wieder ambitionierte Grafiker Plakate gestalten.
Dieses Exemplar aus den 1960er Jahren dürfte keine ungeteilte
Bewunderung gefunden haben.

Samstag, 10. Oktober 2020

Plakat-Werbung


Louis Oppenheim
Auch die renommierte "Kunst-Anstalt Arnold Weylandt"
 warb in "Das Programm", obwohl Circusplakate nur ein
Nebengeschäft bildeten und die "Plakate und Programme
nach Entwürfen erster Künstler" wie die Arbeiten der
 Brüder Lehmann für Sarrasani recht kostspielig gewesen
sein dürften. 


In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts buhlten zahlreiche „Lithographische Anstalten“ um Kunden aus dem Circus- und Schaustellerbereich. Hier spielte die Plakatwerbung eine besonders große Rolle; zudem wurden für die Gastspiele ständig große Mengen neuer Plakate benötigt. Viele Druckereien unterschiedlichster Größenordnungen waren sogar weitgehend auf dieses lukrative Geschäftsfeld spezialisiert und boten genau auf die Bedürfnisse ihrer Auftraggeber abgestimmte Entwürfe in unterschiedlichen Formaten. Neben den eigens für bestimmte Circusse, Artisten, Zauberkünstler usw. angefertigten Plakaten hielten sie zudem große Mengen universell einsetzbarer Lagerplakate vor, die ggf. zusätzlich typographisch bedruckt werden konnten. Fachzeitschriften wie „Das Programm“, dem Organ der "Internationalen Artistenloge“, enthielten regelmäßig Annoncen der Druckereien. 


"Dinse & Eckert" schaltete zum Teil ganzseitige und
mehrfarbige Anzeigen in "Das Programm" (1911).
 Die Firma belieferte vor dem ersten Weltkrieg europaweit
Artisten und Circusse. In den 1920er Jahren druckte
diese "Plakatkunstanstalt" u.a. Bühnen- und Filmplakate
 bedeutender Graphiker, darunter die berühmten Arbeiten
 Joseph Fennekers für das Berliner Kino "Marmorhaus". 


1921 erschien diese von Friedrich Ludwig Sonns entworfene
Anzeige für den Marktführer unter den auf Artisten- und
 Circusplakate spezialisierten Druckereien in Deutschland.
 


Freitag, 18. September 2020

Die große Freiheit


Tadeusz Jodlowski 1965


Eine gute Freiheitsdressur steht bis in unsere Tage in besonderer Weise für das besondere Flair des klassischen Circus. Meisterinnen und Meister dieses Genres wie Alexis Gruss, Fredy Knie oder Yasmine Smart schaffen lebende Bilder von zeitloser Wirkung, die auch heutige Betrachter zu fesseln vermögen. Letztere fasziniert das Publikum beispielsweise durch Ausstrahlung, Eleganz und die Leichtigkeit, mit der sie ihre harmonische, perfekt choreographierte und anspruchsvolle Dressur temperamentvoller Araber vorführt. Solche höchst ausgereiften Darbietungen dokumentieren augenfällig, dass eine gute Freiheitsdressur alles andere ist als ein „Pferdchen rechts herum, Pferdchen links herum“, wie es ein vordergründig auf Effekte setzender junger Circusdirektor, dessen eigenes artistisches Vermögen sich auf die gestenreiche Vorführungen gekaufter „Kisten-Illusionen“ beschränkt, einmal geringschätzig formulierte.

Witold Janowski 1969


1973


Dienstag, 25. August 2020

Next Generation


Janusz Oblucki 1987

Circusplakte stellten insbesondere in den 1960er und 70er Jahren einen wichtigen thematischen Schwerpunkt innerhalb der berühmten „Polnischen Schule der Plakatkunst“ dar, dem sich viele ihrer bedeutendsten Vertreter widmeten.
Mit Beginn der 1980er Jahre tauchten, angefangen mit dem stark von René Magritte beeinflussten Rafal Olbinski, Grafiker auf, die mit ihren ansprechenden und oftmals humorvollen Arbeiten der Vielfalt höchst unterschiedlicher Stile „der“ polnischen Schule eine weitere Farbe hinzufügten, wobei die besonderen Qualitäten früherer Plakate allerdings unerreicht blieben. 
Um die Jahrtausendwende besannen sich vermehrt polnische Grafiker der großen Tradition des Polnischen Plakats, zuvorderst Kaja Renkas mit virtuos eingesetzten Ausdrucks- und Stilmitteln, die in ihrem surrealistischen Duktus an Collagen von Max Ernst oder Jindrich Styrsky erinnern.

Rafal Olbinski

Kaja Renkas

Dienstag, 26. Mai 2020

Varieté und Revue - dreizehnter Exkurs


1903 - A. Corbelli

Mehr noch als beim Circus bieten schöne Frauen in den Varieté- und Revue-Programmen seit jeher im wahrsten Wortsinne Anreize zum Besuch der Vorstellungen.
Artistinnen und Tänzerinnen verströmen dabei in den Shows der seriöseren Etablissements bzw. Veranstaltungen eine in gewisser Weise sublime, gleichzeitig aber auch durchaus ausgeprägte und direkte Koketterie, die die abgebildeten Programmcover eindrucksvoll im Stil ihrer Zeit widerspiegeln. 
Die Darstellung auf obigem Programmheft geht für die Zeit um die Jahrhundertwende dabei aber doch überraschend weit: Solch eine sich fast schon provokant offen gebende, den Betrachter anblickende rothaarige, Bein zeigende und noch dazu rauchende Schönheit wäre allenfalls im „Tingel-Tangel“ zu vermuten. Dabei zeigte der Gastronom Johann Weigel in seinem „Vergnügungs-Areal Dreher-Park“ durchaus anspruchsvolle Varieté-Programme.

1945 - George Petty

1964 - René Gruau

1969 - José Luis Vinas