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Edouard Goerg (W. George: Goerg. Paris 1929) |
Die
Kritik an der vermeintlichen Verfremdung der circensischen Kunst
durch „wesensfremde Elemente“ ist fast so alt wir der neuzeitliche Circus selbst (vgl. https://circusplakate.blogspot.com/2019/12/nostalgia.html) und lässt sich auch heute auf traditionelle Unternehmen übertragen,
die versuchen, ihre Programme durch aufwändige Showelemente, vordergründige technische Effekte und nicht zuletzt grenzwertig-kitschige Anleihen an Musical sowie Schlager/Pop- und
Rockkonzerte einem breiten Publikumsgeschmack anpassen.
Andere,
wie lange Zeit der Circus Alexis Gruss, erreichen ihr Publikum durch
völlig entgegengesetzte "authentische" Konzepte. Auch viele dem
„Cirque Nouveau“ zuzurechnende Ansätze entsprechen grundsätzlich puristischen
Auffassungen von der Circuskunst, wie sie Rudolf Großmann in einem
sehr lesenswerten Artikel unter der Überschrift „Zur Psychologie
der Manege“ 1934 in der Zeitschrift „Der Querschnitt“
formulierte, und erscheinen vor diesem
Hintergrund gar nicht so „neu“: Großmannn sah im
„Preisgegebensein“ des Artisten in der Manege inmitten der ihn von allen Seiten
umgebenden Zuschauer die „Magie des Zirkus“, die in Gefahr sei,
„in Massenhaftigkeit und Mechanisierung zu ersticken“ und
forderte eine Art „Traditionsgebundenheit", wie sie das japanische
No-Theater auszeichnet. „Es gibt überkommene Formen, die nicht
modernisiert werden können, ohne daß sie ihr Wesentliches verlören,
ihren 'Sinn'.“
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Sowjetisches Circusplakat aus dem Jahr 1968 von Vladimir S. Kostjuschin |
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Schutzumschlag eines russischen Circusbuches aus dem Jahr 1969 |
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Illustration im Programm der Gala de l'Union des Artistes 1950 |
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