Maciej Urbaniec 1973 |
Vor
einigen Wochen verstarb ein ganz Großer seiner Kunst, der Jongleur
Chris Christiansen. Seine Darbietung gipfelte nicht in der Jonglage
einer möglichst großen Anzahl von Bällen oder Keulen, sondern in
einer „magischen Balance“ mit einem Ball, bei der, wie
Jens Thorwächter-Jeton in seinem Nachruf in der „Circuszeitung“
vom August 2021 schreibt, „der weiße Ball aus dem Genick heraus
langsam den Rücken herabrollt, während sich Chris geschmeidig in
den Handstand begibt. In höchster Präzision gleitet der Ball
entlang der gestreckten Beine, um mit dem letzten Hauch von Energie
oben auf den Fußsohlen zum Erliegen zu kommen – ein Moment der
Vollkommenheit.“
Eine
im Einsatz der Mittel derart konsequent reduzierte Performance bei so
weitgehendem Körpereinsatz ist eher untypisch für die Jonglage im
Circus, bei der i.d.R. Geschwindigkeit und Effekte im Vordergrund
stehen. Die meisten Jongleure, die Technik und Ausstrahlung hierbei
in besonders wirkungsvoller Weise vereinigen, stammen wie so viele
ausdrucksstarke Artisten aus Südeuropa. Der bekannteste Jongleur
aller Zeiten – Enrico Rastelli – war Italiener.
Aber
auch Jongleure aus anderen Breiten zelebrier(t)en die Kunst der
Jonglage auf eigene überzeugende Weise, ein Meister seines Faches
hierzulande war zuletzt Francis Brunn.
Ein
„Weniger ist mehr“ pflegen hingegen oftmals die im öffentlichen
Raum oder in alternativen Circusprojekten auftretenden
Berufskollegen zumeist weniger aus künstlerischen Erwägungen. Ihre
mehr oder weniger originellen dramaturgischen Mittel, um das nicht
selten bescheidene Repertoire bzw. den niedrigen Schwierigkeitsgrad
der Tricks zu kaschieren, können dabei nicht immer so ganz
überzeugen.
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