Marcel Vertès: Écuyère (France Illustration, No 88, Numéro Spécial d'Été. 1947) |
Der
Reiz, den Artisten und insbesondere Artistinnen auf Bürger,
Aristokraten und das „gemeine Volk“ gleichermaßen verströmten
(dazu: https://schaubuden.blogspot.com/2016/11/lustobjekte.html), fand in verschiedenen literarischen Werken seinen Nachklang.
In
Balzacs 1841 erschienener Erzählung „Die falsche Geliebte“
täuscht der adlige Tadeusz Paz eine leidenschaftliche Beziehung zur
Akrobatin und Kunstreiterin Malaga
allerdings nur vor, um von seinen Gefühlen für die Frau seines
besten Freundes abzulenken – und beschwört dabei geradezu
stereotype Bilder von der Artistin, die einmal mehr zur
Projektionsfläche männlicher Sehnsüchte nach einem Frauentypus
außerhalb der eigenen Gesellschaftsordnung wird:
„Ja, ich, Graf Paz, ich bin toll verliebt in ein Frauenzimmer, das mit der Familie Bouthor durch Frankreich zog. Das waren Zirkusbesitzer nach Art des Zirkus Franconi, aber sie verdienten ihr Geld nur auf Jahrmärkten. Ich sorgte dafür, dass sie vom Olympia-Zirkus engagiert wurde. Malaga - so lautet ihr Künstlername - ist kräftig, behend und geschmeidig. Warum ich sie allen anderen Frauen vorziehe? Wahrhaftig, das vermag ich nicht zu sagen. Wenn
ich sie sehe, die schwarzen Haare von einem blauen Atlasband
zusammengehalten, das auf ihre bloßen olivengelben Schultern
herabfällt, in einer weißen Tunika mit goldner Borte und in einem
Seidentrikot, das sie zur lebenden griechischen Statue macht, wie sie
dann (...) durch einen riesigen Reifen springt, dessen Seidenpapier
in der Luft zerreißt, wenn das Pferd in gestrecktem Galopp unter ihr
wegeilt und sie mit Anmut wieder auf seinen Rücken fällt, wenn das
ganze Volk (…) Beifall klatscht … ja, das packt mich. (…)
Diese
wunderbare Behändigkeit, diese beständige Anmut in beständiger
Gefahr scheint mit der schönste Triumph einer Frau. (...) Sie hat
die Kraft eines Herkules und kann sich mit ihrer zierlichen Hand oder
mit ihrem kleinen Fuß drei bis vier Männer vom Leibe halten. Kurz,
sie ist eine Göttin der Gymnastik. (…)
Sie
ist sorglos wie eine Zigeunerin, sagt alles heraus, was ihr gerade
einfällt, sorgt sich um die Zukunft soviel wie sie um einen Heller
(…) und sie hat herrliche Einfälle“
In
der Novelle „Sacha“ vom Maurice de Marsan scheint die Artistin den Avancen eines berühmten Malers zunächst zu folgen ... (Gil Blas vom 13.7.1898
mit einer Titelillustration von Th. Steinlen) |
Illustration im Programm der Gala de l'Union des Artistes 1950 |
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