Cover von Klaus Vonderwerth (1985) Große Revuetheater verfüg(t)en stets über eigene Tanz-Ensembles. |
In
den populären Revuen der 1920er Jahre waren Ballett-Ensembles
obligatorisch; und so tourten seinerzeit zahlreiche
Tanztruppen durch Europa, die von Varietés, die in der Regel über
kein eigenes Ensemble verfügten, für einzelne Revue-Produktionen
engagiert wurden. Die
wenigsten erreichten eine annähernd große Bekanntheit wie die
erfolgreichen Tiller-Girls und nicht wenige Träume junger Mädchen
von einer Bühnenkarriere dürften während der Tourneen durch die
Provinz und die Tingeltangel-Theater der Vorstädte ein Ende gefunden
haben.
Insbesondere Publikumszeitschriften nahmen sich des Themas oftmals mit einem voyeuristischen Blick und fast immer mit einem satirischen Unterton an. Die Zeitschrift „Jugend“ widmete den „Girls“ im November 1928 sogar ein ganzes Heft, in dem u.a. dieses Gedicht von Erich Kästner abgedruckt war:
Insbesondere Publikumszeitschriften nahmen sich des Themas oftmals mit einem voyeuristischen Blick und fast immer mit einem satirischen Unterton an. Die Zeitschrift „Jugend“ widmete den „Girls“ im November 1928 sogar ein ganzes Heft, in dem u.a. dieses Gedicht von Erich Kästner abgedruckt war:
Wir
können bloß in Reih und Glied
und
gar nicht anders tanzen.
Wir sind fast ohne Unterschied
und tanzen nur im Ganzen.
Von unsern sechzig Beinen
sind dreißig immer in der Luft.
Der Herr Direktor ist ein Schuft
und bringt uns gern zum Weinen.
Wir tanzen Tag für Tag in Takt
das ewig gleiche Beinerlei.
Und singen laut und abgehackt,
und sehr viel Englisch ist dabei.
Wer wenig Brust hat, wird sehr gern
und oft als nacktes Bild verwandt.
Vorn sitzen ziemlich dicke Herrn
und haben uns aus erster Hand.
Wir haben seinerzeit gedacht,
dass Tanzen leichter wäre!
Wir haben mancherlei gemacht.
Nur keine Karriere.
Wir haben niemals freie Zeit
und stets ein Bein erhoben.
Was wir verdienen, reicht nicht weit,
trotz Tanz und Film und Proben.
Wir waren lange nicht zu Haus.
Wir leben nur auf Reisen.
Und ziehen ein. Und ziehen aus.
Und fühlen uns wie Waisen.
So tanzen wir von Stadt zu Stadt
und stets vor andren Leuten.
Und wenn uns wer gefallen hat,
hat das nichts zu bedeuten.
Bald fahren wir nach Übersee,
ab Hamburg an der Elbe.
Die Zeit vergeht. Das Herz tut weh.
Wir tanzen stets dasselbe.
Wir sind fast ohne Unterschied
und tanzen nur im Ganzen.
Von unsern sechzig Beinen
sind dreißig immer in der Luft.
Der Herr Direktor ist ein Schuft
und bringt uns gern zum Weinen.
Wir tanzen Tag für Tag in Takt
das ewig gleiche Beinerlei.
Und singen laut und abgehackt,
und sehr viel Englisch ist dabei.
Wer wenig Brust hat, wird sehr gern
und oft als nacktes Bild verwandt.
Vorn sitzen ziemlich dicke Herrn
und haben uns aus erster Hand.
Wir haben seinerzeit gedacht,
dass Tanzen leichter wäre!
Wir haben mancherlei gemacht.
Nur keine Karriere.
Wir haben niemals freie Zeit
und stets ein Bein erhoben.
Was wir verdienen, reicht nicht weit,
trotz Tanz und Film und Proben.
Wir waren lange nicht zu Haus.
Wir leben nur auf Reisen.
Und ziehen ein. Und ziehen aus.
Und fühlen uns wie Waisen.
So tanzen wir von Stadt zu Stadt
und stets vor andren Leuten.
Und wenn uns wer gefallen hat,
hat das nichts zu bedeuten.
Bald fahren wir nach Übersee,
ab Hamburg an der Elbe.
Die Zeit vergeht. Das Herz tut weh.
Wir tanzen stets dasselbe.
Simplicissimus März 1926 - Eduard Thöny |
Simplicissimus März 1925 - Ludwig Kainer |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen