Moderne
Präsentationsformen exotischer Tiere, die ihre Lernfähigkeit,
Schönheit, natürlichen Bewegungsmuster und das vertrauensvolle
Zusammenspiel mit dem menschlichen Partner in den Mittelpunkt rücken,
haben durchaus weit in die Geschichte der Tierdressur zurückreichende
Wurzeln. Immer wieder stellten Dresseure und Dompteure die „Zahmheit“
und Friedfertigkeit ihrer Tiere heraus. Dressierbarkeit und
Sanftmut galten als Zeichen für Intelligenz, als besonders „klug“
galten dabei Elefanten und Affen, denen menschliche Tätigkeiten und
Verhaltensweisen andressiert wurden. Hagenbeckes „humane
Dressurmethode“ insbesondere von Raubkatzen verliert vor diesem
Hintergrund ein wenig von ihrer historischen Bedeutung, da ganz
ähnliche Methoden schon 100 Jahre zuvor praktiziert wurden und bei
einem entsprechend friedfertigen Zeitgeist auch einige Jahrzehnte
weit verbreitet waren.
Im
Gegensatz dazu versuchten Schausteller und Circusleute einem
sensationsheischenden Publikum aber auch immer wieder, exotische
Tiere“ als wilde Bestien zu verkaufen und in einem „wilden Stil“
vorzuführen. Reißerische, unwahre Anpreisungen und Erläuterungen
trugen in nicht geringem Maße dazu bei, dass falsche Vorstellungen
und Vorurteile über bestimmte Tiere zum Teil bis in die jüngste
Vergangenheit fortwirkten.
Ein
Beispiel ist der Gorilla, der bis ins frühe 19. Jahrhundert kaum
bekannt war. Ins allgemeine Bewusstsein rückte dieser „wilde
Waldmensch“ durch Expeditionsberichte und nicht zuletzt aufgrund
von Gerüchten über angebliche
Entführungen von Frauen durch männliche Gorillas und eine
entsprechende skandalträchtige Skulptur des Bildhauers Emmanuel
Friemet. Die Schausteller, insbesondere Panoptikumsbesitzer, nahmen
sich dieses wie für sie geschaffenen Themas rasch an, spätestens
als das Gerücht von der Entführung einer weißen Farmerstochter die
Runde machte. Bald griff der Film mit „King Kong“ das
Thema auf; zahlreiche weitere Filme, Trivialromane, Berichte in
Boulevardblättern und auch die Präsentation des Gorillas in
Schaustellungen und Circussen (so „Gargantua“ bei RBBB)
verbreiteten ein völlig verfälschtes Bild von diesem Menschenaffen.
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