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Anfang 60er Jahre |
Der Gegensatz zwischen
Weißclown und August hat etwas zutiefst Archetypisches. Die beiden Figuren
verkörpern den uralten Widerstreit zweier gegensätzlicher Prinzipien; der
Weißclown steht für Vernunft, Erwachsenenwelt, Beherrschtheit, Perfektion und
Intellekt, der August für das Gegenteil von all dem. Die vermeintliche
Überlegenheit des ersteren wird dabei ad absurdum geführt, zudem identifizieren
sich nicht nur die Kinder mit der Naivität, der Anarchie, der Triebbestimmtheit
und der Unvollkommenheit des August.
Der Widerstreit dieser
Prinzipien ist ein wiederkehrendes Thema der Filme Federico Fellinis, wobei
sich der große Circusfreund auch dezidiert mit dem Gegensatz von Weißclown und
August auseinandersetzte: „Es ist
der Kampf zwischen dem stolzen Kult der Vernunft, der zum anmaßenden Kult des
Ästhetizismus wird, und dem Instinkt, der Freiheit des Triebes.“ In den
Programmheften des Circus Roncalli fand sich viele Jahre lang eine sehr schöne,
wenngleich auch offenbar recht freie Übersetzung aus den Texten Fellinis: „Auch
wenn sie sich in der Manege mit Kanonenschüssen bekriegen, am Ende werden der
weiße Clown und der August doch unter Trompetenklang vereint und gehen
gemeinsam hinaus. Warum geht uns dieses Finale so nah? Weil es einen unserer
tief verwurzelten Mythen verwirklicht: Die Versöhnung der Gegensätze, die
Möglichkeit für den Menschen, seine Einheit wiederzufinden, ohne die
Vielschichtigkeit aufzugeben.“
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Grafik vermutlich von Sandor Benkö |
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1979 |
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