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Dienstag, 14. April 2015

Gegensätze ziehen sich an


Anfang 60er Jahre

Der Gegensatz zwischen Weißclown und August hat etwas zutiefst Archetypisches. Die beiden Figuren verkörpern den uralten Widerstreit zweier gegensätzlicher Prinzipien; der Weißclown steht für Vernunft, Erwachsenenwelt, Beherrschtheit, Perfektion und Intellekt, der August für das Gegenteil von all dem. Die vermeintliche Überlegenheit des ersteren wird dabei ad absurdum geführt, zudem identifizieren sich nicht nur die Kinder mit der Naivität, der Anarchie, der Triebbestimmtheit und der Unvollkommenheit des August.
Der Widerstreit dieser Prinzipien ist ein wiederkehrendes Thema der Filme Federico Fellinis, wobei sich der große Circusfreund auch dezidiert mit dem Gegensatz von Weißclown und August auseinandersetzte: „Es ist der Kampf zwischen dem stolzen Kult der Vernunft, der zum anmaßenden Kult des Ästhetizismus wird, und dem Instinkt, der Freiheit des Triebes.“ In den Programmheften des Circus Roncalli fand sich viele Jahre lang eine sehr schöne, wenngleich auch offenbar recht freie Übersetzung aus den Texten Fellinis: „Auch wenn sie sich in der Manege mit Kanonenschüssen bekriegen, am Ende werden der weiße Clown und der August doch unter Trompetenklang vereint und gehen gemeinsam hinaus. Warum geht uns dieses Finale so nah? Weil es einen unserer tief verwurzelten Mythen verwirklicht: Die Versöhnung der Gegensätze, die Möglichkeit für den Menschen, seine Einheit wiederzufinden, ohne die Vielschichtigkeit aufzugeben.“ 

Grafik vermutlich von Sandor Benkö

1979

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