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Dienstag, 22. November 2016

Engel der Tollkühnheit


Polnisches Circusplakat von Maciej Urbaniec (1964)

J. Fenneker, Lustige Blätter 1933
Die Trapezartistin, eine weitere Ikone des klassischen Circus, bildet häufig auch in Programmen des „Nouveau Cirque“ ein zentrales Element und hat nichts von ihrer schon viele Künstler inspirierenden Faszination verloren.
Ein ernster Engel der Tollkühnheit war sie mit gelösten Lippen und gespannten Nüstern, eine unnahbare Amazone des Luftraumes unter dem Zeltdach, hoch über der Menge, der vor starrer Andacht die Begierde nach ihr verging.“ (Thomas Mann, Felix Krull)
Das immer wieder mit durch den Raum schwingenden Trapezkünstlerinnen in Verbindung gebrachte „losgelöst-schwebende Engelhafte“ wird nicht zuletzt in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“ wunderbar in Szene gesetzt.
Die eigentümliche Ästhetik dieser scheinbar aller Erdenschwere enthobenen Kunstausübung mit ihren erstaunlichen Trickfolgen gewinnt ihre besondere Faszination dabei erst angesichts des Muts der Artistinnen und der latenten Gefahr das jähen Absturzes. 
Nicht zuletzt üben die Artistinnen, die Körperbeherrschung, Waghalsigkeit und eine selbstbewusst-feminine Ausstrahlung vereinen, eine gewisse erotische Ausstrahlung aus, die Maler und Grafiker, allen voran Felicien Rops, in gefälligerer Weise später aber auch amerikanische Pin Up-Künstler wie Gil Elvgreen, William Fulton Soare, Enoch Bolles oder hier Al Moore einfingen:


Cover von Kurt Heiligenstaedt 1932

Polnisches Circusplakat von Witold Janowski (1975)

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