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Freitag, 6. April 2018

Einblicke




Es lässt sich heute nur schwerlich nachvollziehen, welchen Eindruck das Auftauchen einer Circustruppe vor 130 Jahren im ländlichen Raum gemacht hat. Mit den „Fahrenden“ brach geradezu die „weite Welt“ in den begrenzten Erfahrungsraum der Landbevölkerung ein und die Künstler wussten trefflich, Phantasien, Sehnsüchte und Klischees werbewirksam zu bedienen.
Der obige Holzstich nach einem Bild von Paul Meyerheim macht schon durch die Kleidung den Gegensatz zwischen dem „Fahrenden Volk“ und den in ihren Konventionen gefangenen, staunenden Dorfbewohnern augenfällig. Der verwegene Reiterakrobat vermittelt Ungebundenheit und – wie auch die aufreizend gekleidete Cirusschönheit zu Pferde – weit mehr als nur einen Hauch Erotik, ebenso der „wilde schwarze Mann“, der zudem mit dem Trampeltier für die Exotik fremder Länder steht und sich wie der Clown völlig abseits aller Normen bewegt. Das Unternehmen spielt bereits in einem Chapiteau, das sich Ende des Jahrhunderts immer mehr durchsetzte.
Holzstiche in illustrierten Zeitschriften waren die wichtigsten informierenden Bildmedien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und vermitteln uns heute u.a. realistische Einblicke in die Welt fahrender Artisten dieser Zeit – so wie diese Auswahl zum Thema Paraden von Kunstreiter- bzw. Circusgesellschaften. Weitere interessante Motive bildeten u.a. "Backstage-Szenen" oder Publik-Artistik: http://schaubuden.blogspot.de/2016/11/unter-m-sternenhimmel.html

Eine Menagerie und ein Circus buhlen auf einem Jahrmarkt um die Kunst des Publikums. (1887)



Titelabbildung eines amerikanischen Journals von 1873

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