Es
lässt sich heute nur schwerlich nachvollziehen, welchen Eindruck das
Auftauchen einer Circustruppe vor 130 Jahren im ländlichen Raum gemacht hat. Mit
den „Fahrenden“ brach geradezu die „weite Welt“ in den
begrenzten Erfahrungsraum der Landbevölkerung ein und die Künstler
wussten trefflich, Phantasien, Sehnsüchte und Klischees werbewirksam zu bedienen.
Der
obige Holzstich nach einem Bild von Paul Meyerheim macht schon durch die Kleidung
den Gegensatz zwischen dem „Fahrenden Volk“ und den in ihren
Konventionen gefangenen, staunenden Dorfbewohnern augenfällig. Der
verwegene Reiterakrobat vermittelt Ungebundenheit und – wie auch
die aufreizend gekleidete Cirusschönheit zu Pferde – weit mehr als
nur einen Hauch Erotik, ebenso der „wilde schwarze Mann“,
der zudem mit dem Trampeltier für die Exotik fremder Länder steht und sich wie der Clown völlig abseits aller Normen bewegt. Das Unternehmen spielt bereits in einem Chapiteau, das sich Ende des
Jahrhunderts immer mehr durchsetzte.
Holzstiche
in illustrierten Zeitschriften waren die wichtigsten informierenden
Bildmedien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und vermitteln
uns heute u.a. realistische Einblicke in die Welt fahrender Artisten
dieser Zeit – so wie diese Auswahl zum Thema Paraden von
Kunstreiter- bzw. Circusgesellschaften. Weitere interessante Motive bildeten u.a. "Backstage-Szenen" oder Publik-Artistik: http://schaubuden.blogspot.de/2016/11/unter-m-sternenhimmel.html
Eine Menagerie und ein Circus buhlen auf einem Jahrmarkt um die Kunst des Publikums. (1887) |
Titelabbildung eines amerikanischen Journals von 1873 |
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