Bild- sowie direkte und indirekte Textzitate nur unter genauer Quellenangabe!

Montag, 16. August 2021

Malaga

 

Marcel Vertès: Écuyère (France Illustration, No 88, Numéro Spécial d'Été. 1947)


Der Reiz, den Artisten und insbesondere Artistinnen auf Bürger, Aristokraten und das „gemeine Volk“ gleichermaßen verströmten (dazu: https://schaubuden.blogspot.com/2016/11/lustobjekte.html), fand in verschiedenen literarischen Werken seinen Nachklang.
In Balzacs 1841 erschienener Erzählung „Die falsche Geliebte“ täuscht der adlige Tadeusz Paz eine leidenschaftliche Beziehung zur Akrobatin und Kunstreiterin Malaga allerdings nur vor, um von seinen Gefühlen für die Frau seines besten Freundes abzulenken – und beschwört dabei geradezu stereotype Bilder von der Artistin, die einmal mehr zur Projektionsfläche männlicher Sehnsüchte nach einem Frauentypus außerhalb der eigenen Gesellschaftsordnung wird:
„Ja, ich, Graf Paz, ich bin toll verliebt in ein Frauenzimmer, das mit der Familie Bouthor durch Frankreich zog. Das waren Zirkusbesitzer nach Art des Zirkus Franconi, aber sie verdienten ihr Geld nur auf Jahrmärkten. Ich sorgte dafür, dass sie vom Olympia-Zirkus engagiert wurde. Malaga - so lautet ihr Künstlername - ist kräftig, behend und geschmeidig. Warum ich sie allen anderen Frauen vorziehe? Wahrhaftig, das vermag ich nicht zu sagen. Wenn ich sie sehe, die schwarzen Haare von einem blauen Atlasband zusammengehalten, das auf ihre bloßen olivengelben Schultern herabfällt, in einer weißen Tunika mit goldner Borte und in einem Seidentrikot, das sie zur lebenden griechischen Statue macht, wie sie dann (...) durch einen riesigen Reifen springt, dessen Seidenpapier in der Luft zerreißt, wenn das Pferd in gestrecktem Galopp unter ihr wegeilt und sie mit Anmut wieder auf seinen Rücken fällt, wenn das ganze Volk (…) Beifall klatscht … ja, das packt mich. (…)
Diese wunderbare Behändigkeit, diese beständige Anmut in beständiger Gefahr scheint mit der schönste Triumph einer Frau. (...) Sie hat die Kraft eines Herkules und kann sich mit ihrer zierlichen Hand oder mit ihrem kleinen Fuß drei bis vier Männer vom Leibe halten. Kurz, sie ist eine Göttin der Gymnastik. (…)
Sie ist sorglos wie eine Zigeunerin, sagt alles heraus, was ihr gerade einfällt, sorgt sich um die Zukunft soviel wie sie um einen Heller (…) und sie hat herrliche Einfälle“

In der Novelle „Sacha“ vom Maurice de Marsan scheint die Artistin 
den Avancen eines berühmten Malers zunächst zu folgen ...
 (Gil Blas vom 13.7.1898 mit einer Titelillustration von Th. Steinlen)

Im Roman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“  von Thomas 
Mann ist es die Trapezartistin Andromache, „Die Tochter der Lüfte“, 
die der junge Romanheld anbetet. Ihre Beschreibung lässt unwillkür- 
lich an „Le Femme au Trapèze“ von Felcien Rops denken. 
(Druck unbekannter Provenienz um 1920)

Illustration im Programm der Gala de l'Union des Artistes 1950

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen